Erdfall / Himmelssturz

In die­sem Bei­trag wird eine post­apo­ka­lyp­ti­sche epi­sche Fan­ta­sy­welt ent­wor­fen, die viel­leicht so, viel­leicht auch anders als Set­ting für unse­re gemüt­li­che Rol­len­spiel­run­de die­nen soll. Der Weg dort­hin ist weit und noch vie­le Gedan­ken sind zu den­ken, Kom­men­ta­re der Mit­spie­ler und auch unbe­tei­lig­ter Leser sind also will­kom­men. Da epi­sche Fan­ta­sy­wel­ten nicht gera­de rar sind, wer­den sich Kli­schees nicht ver­mei­den las­sen.

Erste Gedanken

Der Name ist Erd­fall oder Him­mels­sturz (Vor­schlä­ge sind will­kom­men!), benannt nach einem nicht näher spe­zi­fi­zier­ten Ereig­nis, wel­ches in der Ver­gan­gen­heit (ca. 100 Jah­re?) den Groß­teil der Welt ver­heert, Städ­te geschleift und Völ­ker ver­nich­tet hat. Was bleibt, sind zyklo­pi­sche Rui­nen ver­gan­ge­ner Rei­che, magi­sche Stät­ten ver­ges­se­ner Macht und unzäh­li­ge ent­stell­te, ver­zerr­te und mutier­te Wesen, dazwi­schen die Men­schen (und Elfen und Zwer­ge und Orks), die zwi­schen Müll­sam­meln, Stam­mes­kul­tu­ren und Skla­ven­han­del zu über­le­ben ver­su­chen. Das Flair ist düs­ter und bru­tal, die Umwelt ist viel zu groß und zu stark. Die Mee­re unfahr­bar, die Wäl­der schnell­wach­send und die Näch­te voll hung­ri­ger Krea­tu­ren. Magie ist mäch­tig und unbe­re­chen­bar (Ich den­ke über eine Zufalls­ta­bel­le für magi­sche Zusatz­ef­fek­te wie Lebens­ent­zug nach).

Ers­te Land­schafts­ent­wür­fe sind ein ver­seuch­tes Land, in dem die Flüs­se gif­tig sind, mutier­te Krea­tu­ren ihr Unwe­sen trei­ben und Ber­ge von Unrat vor sich hin schwe­len. Wei­ter­hin ein him­mel­ho­hes Gebir­ge, in wel­chem archai­sche Stäm­me ihre See­len an böse Gott­hei­ten opfern, um die Kräf­te von Tie­ren zu erhal­ten. Es gibt eine Land­schaft uralter und ver­las­se­ner Grab­stät­ten, in denen einst die mäch­tigs­ten der Herr­scher bestat­tet wor­den sind und in deren glat­ten, schwar­zen Mau­ern nun böse Geis­ter uraltes Wis­sen bewa­chen. In einer fes­tungs­glei­chen Stadt ver­sucht man sich an Zivi­li­sa­ti­on, doch die Herr­schaft ist will­kür­lich und böse. Die Pest geht um und die Kran­ken wer­den in einem eige­nen Vier­tel ein­ge­sperrt, in dem Leid, Gestank und Elend herr­schen. Die Tore der Stadt wer­den bei Son­nen­un­ter­gang geschlos­sen, wenn die fins­te­ren Hor­den aus dem schwar­zen Wald krie­chen. Um die jeden Win­ter aus dem fros­ti­gen Nor­den her­ein­bre­chen­den Scha­ren (War­ham­mer lässt grü­ßen) abzu­hal­ten, wer­den tau­sen­de Men­schen wie Skla­ven gezwun­gen, einen rie­si­gen Wall zu errich­ten, der vie­len das Leben kos­tet.

Die Bau­ern schlie­ßen sich zu Wehr­hö­fen zusam­men und hof­fen, somit die Krea­tu­ren der Nacht fern­zu­hal­ten. Gepan­zer­te Kon­vois zie­hen durch das Land und eskor­tie­ren Über­le­ben­de, Händ­ler und Rei­sen­de. Schatz­su­cher ver­su­chen, in den unter­ge­gan­ge­nen Res­ten der Städ­te Ver­wert­ba­res zu fin­den und es in den Sied­lun­gen zu ver­kau­fen. Die Moral ist auf das Über­le­ben aus­ge­rich­tet und die Hemm­schwel­le nied­rig.

Die Zeit vor dem Erdfall/ Himmelssturz

Je län­ger ich dar­über nach­den­ke, umso mehr gefällt mir die Idee mit den Natur­ge­wal­ten, wel­che die Kon­trol­le über das Land zurück erlangt haben. Zum einen bie­ten die­se eine tol­le Grund­la­ge, sich die bereits beschrie­be­nen epi­schen Land­schaf­ten, mäch­ti­gen Kräf­ten der Natur und die ums Über­le­ben kämp­fen­den Bewoh­ner aus zu den­ken.

Zum ande­ren kann man mit ihnen viel­leicht eine Brü­cke zu den Zivi­li­sa­tio­nen vor dem apo­ka­lyp­ti­schen Kol­laps schla­gen. Ich stel­le mir hier eine höher ent­wi­ckel­te Gesell­schaft vor, deren Wis­sen­schaft und Kul­tur und Leben durch geschick­te Kom­bi­na­ti­on von Magie und Tech­nik geprägt war. Die­se ermäch­tig­te sie dazu, sich an die Extre­me der Welt anzu­pas­sen. Als selbst die lebens­feind­lichs­ten Gebie­te des Lan­des besie­delt waren, fin­gen sie damit an neue Lebens­räu­me zu schaf­fen und um somit wei­tes gehend krie­ge­ri­sche Kon­flik­te zu ver­mei­den.

Ein paar Ide­en wären:

Beein­flus­sung des Kli­mas – Sie waren mit­tels magisch-tech­ni­scher Vor­rich­tun­ge in der Lage, das Wet­ter im gro­ßen Maße zu beein­flus­sen. Die Mög­lich­kei­ten, Tem­pe­ra­tur und Nie­der­schlag zu kon­trol­lie­ren wur­den dazu ein­ge­setzt unfrucht­ba­re Gebie­te zu erschlie­ßen. Sie konn­ten gan­ze Städ­te mit­ten im Nir­gend­wo errich­tet.

Umge­stal­tung von Land­schaf­ten – Fluss­läu­fe anstau­en, Gebir­ge umfor­men und Küs­ten­li­ni­en zu ver­schie­ben, wären zusätz­li­che Wege, um neue Lebens­räu­me zu erschaf­fen.

Nut­zung alter­na­ti­ver Ener­gi­en – Hier­in liegt der Schlüs­sel für solch mas­si­ve Ein­grif­fe durch nicht gött­li­che Wesen. Für die Gestal­tung der Über­res­te die­ser Zivi­li­sa­ti­on soll­te man sich einig wer­den, wel­che Ener­gie­for­men zugäng­lich waren, da die­se im Wesent­li­chen die Form ihrer Tech­no­lo­gie beein­flusst. Belässt man es bei einer beson­de­ren Art der Magie, Elek­tri­zi­tät oder doch eher ein­fach nur das Aus­nut­zen des »selbst­ge­mach­ten« Wet­ters mit Wind- und Was­ser­müh­len?

Naja schluss­end­lich lief dann irgend etwas gewal­tig schief, sodass all das Ter­ra­forming außer Kon­trol­le geriet und den Kon­ti­nent in Cha­os stürz­te.

Fol­ge Johan­ness Pinn­wand „Erdfall/Himmelssturz“ auf Pin­te­rest.

Die Siedlungen

Die wohl größ­te Sied­lung ist Krag­stein (mhd. für einen »aus der Mau­er her­vor­ra­gen­den Stein als Trä­ger eines Bal­kens«), die sie­ben­fach ummau­er­te Kriegs­fes­tung der unter­ge­gan­ge­nen Hoch­kul­tur (Warlingen/Waejen/Uzdringer/Jezen/Undank/Zwivell/Zwevall/Nkeren, um mal ein paar unmo­ti­vier­te Vor­schlä­ge zu brin­gen), die nach deren Ver­nich­tung als Boll­werk gegen das all­ge­gen­wär­ti­ge Böse™ in Betrieb genom­men wur­de. Die Mau­ern sind es auch, die nach der Urka­ta­stro­phe wenigs­tens eini­ger­ma­ßen Schutz gegen die anstür­men­den Hor­den bie­ten und die der Stadt den Bei­na­men »Para­dies« ein­ge­bracht hat, eine äußerst unpas­sen­de Bezeich­nung. Viel mehr sor­gen die Flücht­lin­ge, die Tag für Tag aus allen Win­keln der Welt ankom­men für ein Kli­ma der Angst, Kri­mi­na­li­tät und Enge. Es regiert das Gesetz des Stär­ke­ren und vie­le Men­schen ster­ben an Hun­ger und Krank­hei­ten. Schmutz und Gestank sind all­ge­gen­wär­tig, was nicht gera­de zum Wohl­be­fin­den bei­trägt. Für die Opfer der Seu­chen sind außwärts pro­vi­so­ri­sche Stadt­tei­le ein­ge­rich­tet, in denen die Kran­ken die zwei­fel­haf­te Ehre haben, von umher­strei­fen­den Mons­tren ver­speist zu wer­den anstatt an ihren Gebre­chen zugrun­de zu gehen. Vor nicht lan­ger Zeit wur­den unter­ir­di­sche Wohn­räu­me erschlos­sen, die nur des­halb ent­deckt wur­den, weil ein Teil der Stadt unter der Belas­tung ein­fach in die Tie­fe stürz­te. Es han­delt sich um alte Grab­stät­ten, in denen sich Kno­chen und Schä­del meter­hoch sta­peln und in denen der­einst sowohl mäch­ti­ge Fami­li­en als auch ritu­el­le Opfer bestat­tet wur­den. Abseits der mitt­ler­wei­le bewohn­ten Gebie­te lie­gen die Ske­let­te viel älte­rer Wesen­hei­ten im ewi­gen Eis der Ber­ge begra­ben, Unge­heu­er von fan­tas­ti­scher Grö­ße. Wie weit die Stol­len in die Ber­ge hin­ein­rei­chen, weiß nie­mand.

In den Sümp­fen Unda­mas steht die ein­zi­ge Stadt, die von den miss­ge­stal­te­ten Unge­heu­ern der Welt voll­kom­men ver­schont wird. Fast. Denn Wune, die Stadt auf dem spie­gel­glat­ten See, birgt ein grau­sa­mes Geheim­nis: In den eis­kal­ten Tie­fen haust eine Gestalt, noch schreck­li­cher als […]*, doch die Bewoh­ner der Stadt haben einen Han­del abge­schlos­sen. Im Gegen­zug für gele­gent­li­che Men­schen­op­fer (je nach Appe­tit des Unwe­sens) ste­hen sie unter ihrem Schutz. Und so kommt es, dass aus den umlie­gen­den Sied­lun­gen der Pri­mi­ti­ven immer wie­der Men­schen ver­schwin­den, eben­so wie Rei­sen­de, die es zuge­ge­be­ner­ma­ßen zwar eher sel­ten in die­se unwirt­li­che Gegend ver­schlägt, die aber auf freund­lichs­te Art will­kom­men gehei­ßen wer­den.

Agra­mak ist die Haupt­stadt der Samm­ler, sofern man einen Hau­fen Löcher vol­ler Müll und Unrat Stadt nen­nen kann. In den ver­seuch­ten Rui­nen der eins­ti­gen Metro­po­len kann kein Leben exis­tie­ren, zu gif­tig die Was­ser, zu ätzend die Nebel, zu dun­kel die Schat­ten, die zwi­schen den Ske­let­ten der einst­mals präch­ti­gen Häu­ser kle­ben. Doch selbst die nachts her­vor­bre­chen­den Alp­träu­me kön­nen die wage­mu­ti­gen Samm­ler, alle­samt Ver­sto­ße­ne, Lebens­mü­de, Hei­mat­lo­se, nicht davon abhal­ten, zwi­schen den Stei­nen nach Brauch­ba­rem zu suchen, um es gewinn­brin­gend in den Sied­lun­gen zu ver­äu­ßern. Es ist eine Arbeit mit gerin­gen Erfolgs­aus­sich­ten, doch um so grö­ße­ren Chan­cen zu ster­ben. Doch was ist eine Wahr­schein­lich­keit gegen die Sicher­heit, wenn man es nicht tut? Und so gra­ben sich Tag für Tag arme See­len durch die Rui­nen, suchen, wer­den ver­schüt­tet, ver­gif­tet, ermor­det, ver­hun­gern oder ver­schwin­den in einem boden­lo­sen Abgrund. Die übri­gen schaf­fen ihre Schät­ze nach Agra­mak, wo unab­läs­sig in die Tie­fe gegra­ben wird, gleich Maul­wür­fen, um alles zu hor­ten, zu han­deln und schließ­lich wei­ter­zu­ver­kau­fen. Löcher vol­ler Müll und Unrat.

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7 thoughts on “Erdfall / Himmelssturz”

  1. Tol­le Namen! Mir gefällt Him­mels­sturz ein wenig bes­ser, aller­dings gibt es bereits ein Buch mit die­sem Titel. Erd­fall ist in der Hin­sicht also ori­gi­nel­ler. Viel­leicht könn­te man auch noch einen drit­ten Titel hin­zu­fü­gen, der etwas mit Was­ser zu tun hat. Dann ergä­ben sich drei Gebie­te mit ele­men­ta­ren und bru­ta­len Land­schaf­ten, die durch die jewei­li­gen Natur­ge­wal­ten Erde, Him­mel und Was­ser bestimmt wer­den. Hin­zu kom­men dann die Über­res­ten der »alten Zivi­li­sa­ti­on«, wie ich sie jetzt mal nen­ne. Die Ele­men­te bie­ten sich auch als The­ma für die magi­schen Zufalls­ta­bel­len an bzw. als glo­ba­le Aspek­te.Refe­rence

    1. Oh, eigent­lich hät­te ich ein­fach einen der Namen für das Set­ting gewählt, ein­fach in Anleh­nung an das Ereig­nis, wel­ches die Apo­ka­lyp­se her­vor­rief. Aber zum Was­ser fällt mir spon­tan »Woge« ein. Viel­leicht lie­ße sich da was fin­den…

  2. Jaja, die Kli­schees las­sen sich wirk­lich nicht ver­mei­den. ^^ Klingt aber gut. Für mei­nen Geschmack soll­te es aber kein High-Tech i.S.v. Com­pu­tern, Raum­schif­fen und Micro­bots geben, son­dern eher eine boden­stän­di­ge Hoch­tech­no­lo­gie, gern auch mit Steam­punk.
    Dann wäre ein Ansatz für Aben­teu­er (Tech­no­lo­gie erkun­den) schon geklärt und man könn­te die Malm­sturm­fer­tig­keit »Tech­nik« wie­der ein­füh­ren. Außer­dem habe ich einen Nar­ren an den Dwe­mern aus Elder Scrolls gefres­sen.Refe­rence

  3. … wodurch die Natur­ge­wal­ten noch extre­mer wur­den, die Tie­re grö­ßer, die Pflan­zen schnel­ler wuch­sen und alles ver­wüs­tet wur­de.Refe­rence

  4. Ja genau, wir wol­len ja beim Fan­ta­sy blei­ben. Außer­dem muss man die Tech­no­lo­gie ja nicht in den Vor­der­grund schie­ben, wenn es um die heu­ti­gen Bewoh­ner und Orte geht. Viel­mehr als Basis und Inspi­ra­ti­on für, sagen wir mal Design­fra­gen und Ähn­li­ches.Refe­rence

  5. Die Magi­er bzw. Gelehr­ten hat­ten über die Jahr­hun­der­te immer wei­te­re Fort­schrit­te erzielt, die­se geheim­nis­vol­le Macht zu bän­di­gen und zu nut­zen. Doch ihre Gier, die Macht auch im immer grö­ße­ren Aus­maß zu nut­zen, war grö­ßer als ihre Ver­nunft (mögen die Gelehr­ten noch so gelehrt sein). Sicher­lich war es ein Zusam­men­spiel aus der aus Neu­gier getrie­be­nen Unver­nunft der For­scher und dem poli­ti­schen Druck sei­tens der Herr­schen­den, die natür­lich erpischt dar­auf waren, eine sol­che Macht für sich nut­zen zu kön­nen, um ihre Herr­schafts­fan­ta­si­en Rea­li­tät wer­den zu las­sen. So wur­de das ohne­hin schon gefähr­li­che Spiel mit dem Feu­er immer gefähr­li­cher und unbe­re­chen­ba­rer. Und so war es nur noch eine Fra­ge der Zeit bis das ein­trat, was ein­tre­ten muss­te: Die Gelehr­ten in ihrem Hoch­mut über­nah­men sich, die Macht war nicht mehr zu bän­di­gen und eine gewal­ti­ge Kata­stro­phe nahm ihren Lauf…
    (leich­te Ana­lo­gi­en zur Atom­kraft in unse­rer Welt)Refe­rence

    1. Inspi­riert durch den Cthul­hu­my­thos, den ich gera­de lese, könn­te besag­te Macht eine uralte, schla­fen­de, außer­ir­di­sche, mul­ti­di­men­sio­na­le, unglaub­lich gefähr­li­che und mäch­ti­ge Ras­se sein, mit der sich die Men­schen ein­lie­ßen. Doch nie­mals wird im Spiel näher erläu­tert, wer und wie genau sie sind. Als unter­schwel­li­ge Gefahr lau­ern sie an ver­dreh­ten Orten, dar­auf war­tend den dün­nen Schlei­er der Rea­li­tät zu durch­bre­chen.

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